Seelen-Selfie: Über die Kunst, sich spirituell aufzuregen

1920 1280 Elisabeth Karsten

Sich für einen spirituellen Menschen zu halten, schützt leider nicht davor gelegentlich kräftig genervt zu sein. Manchmal regt man sich einfach mal auf, über andere oder sorgt bei anderen für Aufregung…

Gesunder Selbstwert hilft ungemein

Beispielsweise meinen manche gelegentlich, ich hielte mich wohl für was Besseres. Selbst wenn dem so wäre, geht es in Wirklichkeit um ihr Gefühl, sich von mir minderwertig behandelt zu fühlen. Aber diese ganze Diskussion ist so ausgesprochen lästig und überflüssig, weil sie in Wirklichkeit nur ein Ausdruck eines Mangels an gesundem Selbstwertgefühl ist.

Wer einen gesunden Selbstwert hat, dem ist egal, was andere von ihm denken

Denn dann ist der Selbstwert nicht von den Urteilen anderer abhängig. Jene, die urteilen haben ein deutliches Selbstwertthema: sonst würden sie nicht in den Vergleich gehen, ob nun jemand scheinbar oberhalb oder unterhalb ihres definierten Status angesiedelt ist… Lästige Spielchen einer Menschheit in der Pubertät und dem kann man nur mit Humor und Nachsicht begegnen – vor allem sich selbst gegenüber. Denn die wenigsten sind frei, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Den meisten von uns fällt es unheimlich schwer, nur wahrzunehmen, statt zu urteilen… über andere, aber auch sich selbst.

Manchmal ist man einfach genervt…

Selbst wenn das Bewusstsein hinreichend um die Göttlichkeit eines jeden einzelnen Wesens und vor allem jedes Menschen und sogar des eigenen Wesens weiß – kann einem ein anderer Mensch trotzdem noch manchmal höllisch auf die Nerven gehen… Dann gilt es zu gucken, was man in sich selbst erlösen kann, um weniger genervt zu sein – der Möglichkeiten gibt es viele…  Es beginnt damit, die Verantwortung für das eigene genervt sein zu übernehmen – der andere löst das nur aus. Man kann auch dem Regen nicht böse sein, wenn man nass wird…

Und, um einem beliebten spirituellen Missverständnis vorzubeugen: nicht jede Nervensäge „spiegelt“ einem ein eigenes Thema. Es muss nicht mal direkt etwas mit einem zu tun haben. Doch wenn man sich unverhältnismäßig darüber aufregt, gibt es im Zweifel etwas eigenes zu erlösen. Die Situation ist nur eine Aufforderung dazu, das eigene Bewusstsein weiter zu befreien.

Und trotzdem ist es natürlich keine Sünde oder spirituell inkorrekt, sich gelegentlich mal mächtig über andere zu ärgern oder sich aufzuregen…Beispielsweise über das bemerkenswerte Ausmaß schierer menschlicher Dummheit… Oder einen Mangel an Humor oder Rücksicht oder Borniertheit oder Bigotterie oder was auch immer unsere Spezies gelegentlich an Nervensägerei mit fürchterlichen Folgen hervor bringt.

..und manchmal nervt man auch andere

Arrogant ist man dann nur, wenn man dabei die Tatsache aus dem Bewusstsein verliert, dass man höchstselbst auch eine erstklassige Nervensäge für andere sein kann – und nicht immer mit Absicht und aus unterschiedlichsten Gründen.

Insofern hilft der alte weise Rat, wenn man laut oder auch nur insgeheim einen anderen verurteilt ein „und ich auch..:“ hinzuzufügen. Dann habe Demut und Bescheidenheit wieder eine Chance – in der Wahrnehmung und auch im Ausdruck. Das entspannt. Alle. Das erspart einem außerdem das getroffen Werden durch den eigenen ausgesandten Bumerang: denn kaum hat man sich unangemessen über jemanden erhoben…erfährt man ziemlich zügig die andere Seite der Medaille und die eigene Unwissenheit oder Ignoranz werden einem zum schmerzhaften Verhängnis.

Da hilft nur bedingungslose Annahme!

Es hilft nichts, wir sind alle Menschen wohl oder übel… Doch wenn wir schließlich lernen unsere Schwächen und Unzulänglichkeiten auch in uns zu akzeptieren…dann fällt uns der Umgang damit auch bei anderen zunehmend leichter.

Und es kann klug sein, etwas für die Stärkung des eigenen Selbstwerts zu tun!