Der Umgang mit Terror erfordert einen bewussteren Umgang mit den eigenen Gefühlen und mit denen anderer. Je intensiver ich mich damit auseinander setze und je genauer ich meine Umwelt beobachte, umso deutlicher wird mir, dass die individuellen und kollektiven Gedanken und dazugehörigen Gefühle ein absoluter Schlüssel sind. Denn Gefühle sind Energie – und diese Energie nährt das, was für uns physisch erfahrbar wird, einzeln und in Gruppen. Oder, um auf Michael Roads Bezug zu nehmen: Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken, verstärkt und verwirklicht sich letztlich. Mit einer negativen Ausrichtung sind unsere Erfahrungen entsprechend negativ. Mit einer positiven Ausrichtung, positiv – und wenn man meint, man hat eine positive Ausrichtung und macht trotzdem zu viele negative Erfahrung…dann ist es Zeit, sich mal mit dem eigenen Unterbewussten auseinander zu setzen…
Die eigenen Gefühle beobachten
Zum Beispiel beziehen einige Menschen – und das sind gar nicht so wenige – Kraft aus dem Elend anderer. Sie verwechseln Mitleid(en) mit Anteilnahme und Mitgefühl. Diese Menschen können sich sogar auf dramatische Weise im Schmerz anderer ergehen, was ihnen gelegentlich ein gewisses Lustgefühl bereitet. Durch den gefühlten Schmerz fühlen sie sich lebendiger… Das ist so eine Art psycho-emotionales SM-Spielchen…
Dann gibt es natürlich jene, die selbst mit so viel Wut und Frust und mangelndem Selbstwert hadern, dass ihnen diese Ereignisse ein willkommenes Ventil bieten, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Dann können sie mal so richtig „auf die Bösen“ schimpfen, bzw. sich mit den Opfern zu solidarisieren usw. usf. Das ist auch wieder ein Versuch, sich zu spüren und weil es über Liebe nicht möglich scheint, muss es die Hitze der Wut sein. Das gilt auch für jene, die verzweifelt nach noch mehr Macht und Kontrolle schreien… Dabei sind sie voller Angst, Anklage und Wut… Wut nämlich ist ein enormer Energiegenerator… Und in vielerlei Hinsicht ist ihre Haltung verständlich – doch in Hass, Wut und Angst zu leben kostet unheimlich viel Kraft und macht auf Dauer krank.
Ein kluger Mensch (konnte nicht herauskriegen, wer der erste war) hat mal gesagt: „Jeder menschlicher Ausdruck ist entweder ein Bekunden von oder ein Schrei nach Liebe.“
Also ist jeder Gewaltakt und jede Grenzüberschreitung „im Namen Gottes/des Friedens/der Liebe“ – unabhängig von den Behauptungen der Täter in Wirklichkeit ein Schrei nach bedingungsloser Liebe. Auch wenn sie diese im Zweifel (noch) gar nicht annehmen können.
Die Menschheit hat ein gemeinsames Bewusstseinsfeld
Dazu gehört auch – wenn man es einigermaßen erfassen kann – sich klar zu machen, dass wir gemeinsam mit diesen Drahtziehern, sowie mit den Terroristen und allen an diesem Spiel beteiligten Tätern und Opfern EIN Bewusstseinsfeld teilen. Man kann sich von den Personen in vielerlei Hinsicht abgrenzen – aber nicht von ihrem Bewusstsein. Deswegen ist es so wichtig, alles, was im eigenen Bewusstsein den Terror nähren könnte, aufzulösen. Besonders negative Gefühle, wie Angst, Sorge und Wut. Dann kriegt dieses Terrormonster kein Futter mehr.
Welche Mächte auch immer dahinter stehen, die daran interessiert sind, dass die Menschen mehr Angst als Vertrauen haben, mehr Leid als Freude erfahren, weniger entspannt und schöpferisch als gestresst und hilflos sind – ihr primäres Instrument und ihre primäre Strategie ist Spaltung und Trennung. Doch diese Bewegung ist seit 2012 zum Scheitern verurteilt. Die Vertreter der alten machtorientierten Systeme haben in unserem Evolutionsstrang ausgedient. Bei uns geht’s jetzt um Liebe und Mitgefühl. Auch wenn es kurzfristig nicht danach aussieht, doch Krisen können bekanntermaßen auch Zusammenhalt und Einigkeit stärken und katalysieren.
Es ist also sehr wichtig angesichts der Ereignisse, die vielleicht erst mal häufiger und schlimmer werden, nicht in Negativität zu verfallen und von Schmerz überwältigt, und damit reaktiv zu werden. Auch wenn das nach unserem gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhaltenskodex viel mehr akzeptiert wird, als wenn man sich distanziert, nüchtern und gelassen zeigt und die Kontrolle bzw. die Macht über die eigenen Gefühle behält.
Es ist kein Krieg
Nach meinem Gefühl steht uns weniger ein Glaubenskrieg (egal ob es um Religionen, politische Systeme, territoriale Ansprüche oder die „ultimative Wahrheit“ geht), als eine Art „Bewusstseinsprüfung“ bevor. Es geht um den inneren Kampf von „Gut und Böse“. Denn natürlich neigen wir fast alle dazu, schon uns selbst, unsere Gefühle und unser Handeln in Kategorien von „gut und böse“ zu bewerten. Und zwar sowohl im Kollektiv, als auch individuell. Doch wird es Zeit, nicht mehr nur alles „schwarz“ und „weiß“ wahrzunehmen, sondern alle Farben dazwischen. Und außerdem nie zu vergessen, dass ALLE Farben zum Spektrum gehören, sonst gäbe es unsere Welt nicht. Und darüber hinaus, dass die Farbwahrnehmung immer eine Frage des Standpunkts im Verhältnis zum Licht ist.
Es geht sicher nicht darum, einen Krieg zu gewinnen – oder zu verlieren. Es geht darum, ein Bewusstseinsfeld zu schaffen, indem Krieg bzw. gewaltsame Auseinandersetzungen unnötig sind. Weil das Wohl aller wichtiger ist, als das Wohl einzelner auf Kosten anderer. Wir alle haben die Fähigkeit, statt Angst und Gewalt Mitgefühl und Weisheit walten zu lassen, wir müssen uns das nur trauen und es stetig üben.
Dazu gehört auch, endlich zu akzeptieren, dass das höchste Gut nicht das Leben im gegenwärtigen physischen Körper ist. Sondern unsere menschliche Fähigkeit Vertrauen und bedingungslose Liebe wahrhaft fühlen und leben zu können. Das Leben selbst ist ohnehin ewig und unzerstörbar. Ein Wesen, eine Seele wechselt nur den Aggregatzustand, der jeweilige Körper ist nur sein Vehikel. (Dieser Punkt hat große Bedeutung und deswegen erforsche ich diesen in meinem nächsten Blogartikel.)
Nur wir selbst können unsere Gefühle steuern
Und auch, dass wir – so unbequem das auch immer sein mag – nur selbst und persönlich verantwortlich für unser Leben und die Erfahrung desselben sind. Wenn wir also Schmerz erleiden, hat ein Aspekt von uns sich dazu entschieden, diesen zu erleiden… Und genauso können wir auch entscheiden, dass wir das nicht mehr wollen. Dazu ist es allerdings notwendig, dass man sich des Aspekts, der das Leid, den Mangel, die Angst etc. erschafft und uns als Gefühl erfahrbar wird, bewusst wird. Denn eine solcherart getroffene Entscheidung muss die Programme des Unterbewusstseins überschreiben, die oft noch gegenläufig sind.
Ein Ansporn zum Bewusstseinswachstum
Ich habe für mich entschieden diese und alle weiteren Erfahrungen, die Angst und Sorge schüren sollen, als Ansporn zu betrachten, mich noch mehr in positiven Gefühlen zu üben:
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Jede menschliche Begegnung ist heilig
Ich habe entschieden, ab sofort jede menschliche Begegnung als heilig zu erachten. D.h. jede Begegnung mit Freunden noch mehr zu genießen und zu feiern. Ich werde auch gezielt Dinge tun, um dieses Miteinander zu stärken. Bestehende und entstehende Liebesverbindungen werde ich würdigen und unterstützen – einschließlich der Beziehung zu mir selbst.
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Konflikte ohne Streit lösen
Ich werde mich in jeder Konfliktsituation noch häufiger und bewusster fragen, was mein intelligentester Standpunkt ist, den Konflikt klug zu lösen und einen Streit zu vermeiden. Ich werde mich darin üben, statt ins Mitleid, ins Mitgefühl zu gehen.
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Mein Unterbewusstsein aufräumen
Ich werde in mir selbst noch alle restlichen Aspekte transformieren, die mein Leiden verursachen. Denn je bewusster ich werde, umso deutlicher wird mir klar: es geschieht, was geschieht. Mal habe ich mehr, mal weniger bewusst einen Anteil. Und dann werde ich bewusst entscheiden, wie ich mit einer Situation umgehen möchte, nämlich aktiv, statt reaktiv. Durch die veränderte Wahrnehmung der Situation wandelt sie sich oft zum Positiven.
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Noch bewusster in die Selbstverantwortung gehen
Statt zu beten, werde ich noch bewusster entscheiden und wählen und gelegentlich – wenn angemessen und gestattet – unser gemeinsames Bewusstseinsfeld (was für mich übrigens Gott ist) bitten. Beten ist für mich ohnehin weniger ein Bitten, als Menschen und Situationen Liebe zufließen zu lassen, auf dass sie Unterstützung erfahren, sich im Sinne des Lichts wandeln und entfalten zu können.
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Mehr Mitgefühl statt Mitleid walten lassen
Wann immer ich mich über etwas oder jemanden aufrege, besonders über die Terroristen, werde ich mir klar machen, dass es ihnen in Wirklichkeit an Liebe fehlt und werde auch Mitgefühl mit ihren Opfern haben.
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So viel Liebe und Freude, so oft, so intensiv, wie möglich
Ich werde täglich und jeden Moment so viel Liebe zum Ausdruck bringen, wie ich nur kann. Egal, ob ich einem lieben Menschen ein Geschenk mache, mit Menschen zusammen tanze oder nur mit ihnen in der Schlange an der Supermarkt stehe. Ich werde dafür sorgen, selbst so oft, so tief und so dauerhaft in einem Bewusstseinszustand der Liebe und Freude zu sein, wie es nur geht.
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So viel Dankbarkeit, wie nur möglich
Ich werde ständig danken, für all das gute, schöne, wunderbare was ist und in jenen Momenten, in denen ich durch Angst, Aggression und Leiden herausgefordert werde, den Weg zu suchen, der ultimativ wieder Dankbarkeit für den Reichtum des Lebens in all seinen Ausdrucksformen ermöglicht.
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So viel Humor, so oft, so frei, wie möglich
Ich werde in Situationen noch häufiger den heiteren, nachsichtigen, komischen Blickwinkel suchen und wann und wo mir möglich, auf entspannte Weise für Erheiterung sorgen.
Und noch zum neuen Namen der Terroristen, die bisher als IS bzw. ISIS bekannt waren. (Als Freundin der Mythologie störte es mich sehr, dass der Name einer alten Muttergöttin derart missbraucht schien.) Doch standen die Buchstaben für die Abkürzung von „Islamischer Staat Irak und Syrien“. Ab sofort werden sie – auf Initiative Syrischer Gegner Da’esh genannt. In der arabischen Sprache ist das die Übersetzung jener Bezeichnung. Allerdings sind im arabischen Abkürzungen sehr selten und haben den Beigeschmack von Ironisierung und sollen damit diese Organisation lächerlich machen. Satire war schon immer eine gute Waffe gegen religiösen Fundamentalismus – also schließe ich mich dem gerne an.
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Noch kreativer sein
Ich werde meiner Kreativität noch mehr Raum und Ausdruck zu geben. Zum einen bin ich dann immer besonders zufrieden und glücklich, zum anderen macht dies auch andere oft zufriedener und glücklicher… Überhaupt werde ich Wege suchen, meine eigene Göttlichkeit noch stärker zu erfahren und auszudrücken.
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Mein Bewusstsein und das anderer nicht länger verschmutzen
Ich wähle Vertrauen statt Angst, Mitgefühl statt Mitleid, Kreativität statt Resignation, Trauer statt Wut und Hingabe statt Aufgabe – bis ich das Gefühl habe, mit meinen Gefühlen und Gedanken mein Bewusstsein und das anderer nicht mehr mit Negativität zu beeinträchtigen.
Kann gut sein, dass ich darüber alt werde und diesen physischen Körper verlasse – nun, dann setze ich es in feinstofflichem Zustand und gegebenenfalls in der nächsten Inkarnation fort!
Die Liebe wird siegen!
Aber vielleicht gelingt es auch früher! Und weil viele andere ähnlich ausgerichtet sind und entsprechend handeln, wird die Welt sich zum Guten wandeln. Vielleicht nicht so schnell wie ersehnt, aber doch schneller als befürchtet. Möglicherweise katalysiert und beschleunigt der aktuelle Terror sogar unsere Entwicklung, hin zu mehr Weisheit, Liebe und Mitgefühl im menschlichen Miteinander und im Umgang mit unserer Natur.
Dann gilt für den Terror und seine Schöpfer tatsächlich das, was J.W. von Goethe in seinem Theaterstück „Faust“ den Teufel sagen lässt: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft.“
Je eher und bewusster wir uns also für die bedingungslose Liebe entscheiden und dem Ausdruck geben, umso schneller verlieren Angst, Macht und Hass ihre Gewalt über uns und wir können „die Bösen“ aus ihrer gegnerischen Rolle entlassen… Der Sieg der Liebe ist also in Wirklichkeit nur eine Frage der Zeit – denn dass sie siegt, steht außer Frage!