Der aktuelle Verlauf von Beziehungen, Jobs, und Lebensgestaltung ist vor allem von dieser Frage abhängig. Denn hinter ihrer scheinbaren Harmlosigkeit türmen sich die Gebirge unterschiedlicher Lebenshaltungen und Überzeugungen auf. Tatsächlich scheint es auch nur zwei Fronten zu geben – kein moderates „dazwischen“. Die Antwort ist immer automatisch ein Bekenntnis zum einen oder anderen. Die Frage lautet: „Bist du geimpft?“
Die Scheidungskraft dieser Frage ist gewaltig
Mehr, als jeder sich vermutlich hat je träumen lassen. Doch wie kann ich persönlich mit diesem „Spalteffekt“ umgehen? Nach heftigen anfänglichen Zweifeln, Frustration und viel Trauer hilft mir inzwischen eine gewisse Achtung und Neutralität. Ich begegne jetzt Menschen bei diesem Thema so, wie allen Menschen, die sich für einen lebensverändernden medizinischen Eingriff entscheiden oder eben dagegen. Es ist ihr Leben und ihr Körper und sie sollen und müssen das ihrer Meinung nach klügste tun. Nach bestem Wissen und Gewissen! Für mich ist und bleibt es letztlich eine persönliche Angelegenheit. Auch mit den Folgen von Unverständnis, Trennung und Abschied, die sie möglicherweise mit sich bringt.
Darüber kann und mag ich nicht urteilen. Und welche Folgen das langfristig für jeden von uns, unsere Mitmenschlichkeit und unsere Welt hat, das kündigt sich gerade erst an. Da will ich gar nicht spekulieren. Denn eines hat unsere jüngste Geschichte gezeigt: alle Vorstellungen werden von der ihr folgenden Wirklichkeit übertroffen! Und immer wieder sind wir gefordert, noch weiser und bewusster damit umzugehen. Offenbar muss das gerade alles geschehen, denn sonst wäre es ja nicht so. Wir kreieren unsere kollektive Wirklichkeit gemeinsam!
Im Übrigen ist mein grundsätzliches Anliegen nach dem Potenzial für Bewusstseinswachstum in jeder Situation zu suchen. Mein Gefühl ist, dass diese ach so harmlose Frage in Wirklichkeit unserer Wahrhaftigkeit dient. Denn hinter ihr verstecken sich noch ganz andere Fragen.
Die Frage nach unserer Wahrheit
Dabei ist ein wichtiger Ausgangspunkt unser ganz persönliches Verhältnis zum Körper und zur Gesundheit. Für die einen geht es um den Segen der Medizin. Für die anderen ums Vertrauen in ihre natürliche regenerative Gesundheit. Daran geknüpft werden die Selbstverantwortung und Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Dies drückt allerdings jeder etwas anders aus und wählt seinen eigenen Weg. Weil jeder sich mit dem seinen Weg im Recht wähnt, führt das zu vielen Konflikten.
Dennoch scheint der gesündeste Weg, so ehrlich und authentisch, wie möglich zu sein. Aus den falschen Gründen gemocht zu werden führt in eine Sackgasse. Und wir alle lechzen nach Gleichgesinnten, mit denen wir Werte und Visionen entspannt teilen und verwirklichen können.
Dabei lernen wir alle gerade – wenn wir es wollen – Menschen trotzdem und mit dem zu lieben, was sie für sich entscheiden. Auch wenn unsere Haltung und Entscheidung eine andere ist. Es ist fast so, wie bei unterschiedlichen Religionen, Ernährungsverhalten und Bildungswegen.
Was ist mit unserer Liebe?
Und ja, JEDE unserer Entscheidungen wirkt auf uns alle und JEDER glaubt auf seine Weise, das Beste für sich und Richtige zu tun. Darüber zu diskutieren ist nach meiner Erfahrung völlig unproduktiv. Es spaltet mehr, als dass es diese Liebe, nach der wir uns eigentlich alle in der Tiefe sehnen, stärkt.
Also stellt sich mir die Frage, wie kann man mit dieser nun fundamentalen und allgegenwärtigen Gegnerschaft konstruktiv umgehen? Ich schätze das folgende Zitat aus „Ein Kurs in Wundern“ sehr: „Alles ist entweder ein Ausdruck von Liebe oder ein Ausdruck eines Schreis nach Liebe“. Was nun was ist, bei sich und anderen…muss jeder selbst erspüren.
Die Frage nach unserer Sicht auf die Dinge
Aus dem Blickwinkel der Liebe auf das Ganze zu schauen, ist für mich außerordentlich befriedend. Denn dann ist klar, dass schlicht unterschiedliche seelische Erfahrungswege gewählt werden. So ähnlich, wie die Wahl zwischen unterschiedlichen Reiserouten. Sie bieten unterschiedliche Erfahrungswelten für unsere Bewusstseinsimpulse. Offenbar wollen wir unterschiedliche Dinge lernen. Man könnte fast sagen, es ist eine Art „Bewusstseinsgeschmackssache“. Und jeder von uns wählt seinen ganz eigenen Weg – bewusst und noch viel mehr unbewusst!
Und so habe ich für mich entschieden, so gut ich kann, alles was geschieht als Aufforderung zu noch mehr Liebe zu begreifen. Wer braucht gerade am meisten Mitgefühl? Wo fehlt es mir an Demut? Wie kann ich das, was geschehen will, noch tiefer bejahen? Wie kann ich das in konstruktives Handeln umsetzen? Es ist ein täglicher Prozess…
Ein hilfreiches Bild
Mir kommt zu diesem Thema innerlich immer wieder das Bild eines Flussdeltas. Manche Flüsse sind recht kurz und gerade, andere sind länger und winden und vernetzen sich unterwegs noch mit anderen. Doch irgendwann führt jeder gewählte Fluss ins Meer des Alleinen. Oder anders: die jeweilige Entscheidung führt letztlich jeden von uns in die Quelle der Schöpfung…