Das Thema Haare scheint merkwürdig profan im Angesicht all der derzeit viel welt-bewegenderen Themen. Wie der neuen amerikanischen Präsidentschaft, den Debatten über Fake-News und den Gerüchten über einen dräuenden weltweiten ökonomischen Kollaps. Außerdem die irgendwie ersehnte, aber auch gefürchtete Neuordnung der Welt. Dem werde ich mich sicher widmen. Aber jetzt erst mal was eher Banales… Etwa im Geiste dessen, was eine liebe Freundin mal vor Jahren zu mir sagte. „Gerade wenn es einem schlecht geht, ist ein vernünftiger Lippenstift von großer Wirkung.“ Und entgegen der meist verpönten Haltung, dass wenn es „ernst“ ist, Äußerlichkeiten nicht so eine Rolle spielen sollten. Nach dem Motto: die innere Schönheit zählt usw.
Stimmt natürlich, doch auch die drückt sich eben in der Regel auch im Außen aus. Bzw. jemand, der mit sich im Reinen ist, sich selbst bedingungslos liebt, strahlt das auch aus. Das macht ihn oder sie auch schön…und noch schöner werden alle, wenn sie geliebt werden… Und letztlich läuft alles auf einen bewussten Umgang mit dem eigenen Wesen und dem anderer hinaus. Das schließt auch das Erscheinungsbild und eben die Haare mit ein!
Meine persönliche Haltung dazu hab ich ja bereits geschildert. Jetzt folgt der versprochene allgemeinere Artikel zum Thema. Den halte ich allerdings eher kurz, denn interessanterweise gibt es dazu inzwischen jede Menge Material online.
Alte Zöpfe
Jeder kann im Internet die berühmte Bibelepisode von Samson Dalila und dem ihm Kräfte raubenden Haarschnitt nachlesen. Oder die Geschichte von Rapunzel, die sich mit ihren langen Flechten einen Prinzen geangelt hat. Oder auch von Feen, die mit ihren Haaren Netze spannen oder von Fledermäusen, die sich angeblich in unordentlichen Frisuren verfangen…
Und auch die Geschichte der Haarmode ist vielfältig dokumentiert – in verschiedenen Ländern, zu verschiedenen Zeiten. Beispielsweise, dass zu Zeiten des römischen Reiches sich reiche Römerinnen die Schädel kahl rasierten, nur um dann Perücken aus den blonden Flechten der eroberten Germaninnen zu tragen…
Es gab Zeiten und Kulturen, in denen totale Entfernung des Körperhaars als wichtig war. Es zu behalten galt als primitiv, wie bei den alten Ägyptern. Aber auch Zeiten und Kulturen, in denen das Schneiden der Haare ein Sakrileg darstellt, wie z.B. bis heute in der Religion der Sikhs. Bei ihnen stellt langes ungeschnittenes, gepflegtes Haar u.a. eine Respektsbekundung gegenüber der Schöpfung dar.
Und auch in der Moderne setzt sich die modische Bedeutung von Haartracht fort. Dank moderner Medien so weit, dass bestimmte Frisuren, ein bestimmter Look nach der Person benannt oder grundsätzlich mit ihr assoziiert werden, die als erstes die Welt damit beglückte. Wie z.B. die legendäre Bienenkorb-Frisur von Audrey Hepburn im Kinofilm „Frühstück by Tiffany’“ in den Sechziger Jahren. Oder in den Siebzigern der „Afro“ der afro-amerikanischen Schauspielerin Pam Grier. Und natürlich die silberblonden Wellen der Seriendarstellerin Farrah Fawcett in „Drei Engel für Charlie“. Diese gingen gar als „Farrah Flicks“ in die Haargeschichte ein.
Neue Zöpfe
Und jüngst fiel wieder auf, dass nach der letzten Fußballeuropameisterschaft plötzlich noch mehr junge Männer in Berlin allen Alters und ethnischer Herkünfte, ihre Haare wie der walisische EM Teilnehmer Gareth Bale trugen. Ein etwas eigentümlicher pseudo-ethno Look. Dabei ist das vordere Deckhaar länger als hinten und wird dann mit einem Gummi zusammengeknotet. Das erinnert entfernt an den Deckel und die Silhouette einer Teekanne. Aber ob dass nun wirklich so heiß und griffbereit ist, ist zu bezweifeln…
Zu den aktuell interessanten Entwicklungen in der Haarszene gehört meines Erachtens, dass seit einigen Jahren Bärte wieder in sind. Überhaupt unter Männern so ein „Nerd-Look“ mit viel Haar überall und am besten noch einer Brille.
Dann, dass das eine wachsende Anzahl von weißen westlichen Männern, sich gerade das Haupthaar länger wachsen läßt. Sie machen sich auch Frisuren, die sonst eher mit Frauen assoziiert werden. Wie komplizierte Zöpfe, Dutts und Knoten, inklusive Kämmen, Klemmen und Bändern. Erwähnenswert hier auch der Amerikaner Burt Rutherford mit seinem Clip „The Man Braid“. Darin propagiert er auf lustige und charmante Weise den „Herrenzopf“. Nicht im Sinne des Perückenzopfs, wie wir das von Barockgemälden kennen… Vielmehr eine virile Form, wie man sie sich bei einem gepflegten alten germanischen Kriegers vorstellen kann. Es muss hinzugefügt werden, dass Langhaarfrisuren unter Männern in anderen Kulturen und Ethnien durchaus weit verbreitet sind.
Männer lernen flechten!
Inzwischen gibt es auch die ersten alleinerziehenden Väter, die an Frisierkursen teilnehmen. Sie lernen und lehren, wie sie ihren Töchtern die erwünschten Frisuren selbst machen können. Mehr als ein Vater hat so festgestellt, dass er nicht nur im Umgang mit Hammer und Kochlöffel Geschick hat, sondern auch mit Haarbürsten und Seidenschleifen.
Scheinbar sind wir endlich so weit, dass Männer nun endlich auch mit dem Kopf in weibliche Territorien vordringen. (Die Doppeldeutigkeit ist zwar nicht ausdrücklich beabsichtigt, aber natürlich herrlich passend.) Ohne, dass sie sofort als Hippie verschrien werden oder durch entsprechende Vorurteile an Männlichkeit einzubüßen. Im Gegenteil! Lange Haare bei Männern können genauso sexy wirken, wie bei Frauen…vorausgesetzt es steht dem/der Trägerin.
Doch neben dem, was gut aussieht, oder dem, womit er oder sie sich wohlfühlen und es also als authentischen Ausdruck ihrer Selbst empfinden, gibt es noch einige andere, interessante Aspekte, die vielleicht den bewussten Umgang mit den eigenen Haaren erhellen und unterstützen können.
Haare als Antennen der Seele
Geradezu legendär ist in diesem Zusammenhang ist folgende Geschichte, die aus den frühen Neunzigern stammt. Vor etwa sechs Jahren fand sie ihren Weg ins Internet und kursiert seitdem dort. Wer Indianer, Haare und Vietnamkrieg in die Suchmaschinen eingibt, wird sie sicher finden. Hier eine Kurzversion:
Zu Zeiten des Vietnamkriegs ließ das amerikanische Militär junge Indianer rekrutieren, die besonders begnadete Fährtensucher und Überlebensexperten auf schwierige Gebiet waren. Diese jungen Indianer mussten dann natürlich zu Soldaten werden und entsprechend wurden ihre langen Haare zugunsten des militärischen Kurzhaarschnitts gestutzt. Doch als sie dann zum Einsatz kamen, versagten sie kläglich. Auf die Frage, warum es ihnen nicht mehr gelang, den Feind „zu fühlen“ erklärten sie, dass sie seit dem Abschneiden ihrer Haare dies nicht mehr könnten. Es folgten entsprechende Untersuchungen. Diese bestätigten, dass ein Indianer mit langen Haaren zuverlässig Fährten aufspüren konnte, doch sobald ihm die Haare kurz geschnitten wurden, kläglich scheiterte. Dies führte dann dazu, dass diesen indianischen Rekruten künftig erlaubt wurde, ihre Haare lang zu tragen. Und interessanterweise begannen auch alle Männer, zum Teil sehr konservative Wissenschaftler, nach dieser Forschungsarbeit ihre Haare lang wachsen zu lassen und trugen Bart.
Einer lieben medialen Freundin wurde von der geistigen Welt davon abgeraten, ihre Haare allzu kurz zu schneiden – um ihre Empfangssicherheit zu garantieren. Allerdings hab ich bisher keine Informationen darüber gewonnen, ab welcher Länge die Haare ihre Antennenkraft entfalten.
Vielleicht sollte einem in diesem Zusammenhang auch zu denken geben, dass es in Indien Frauen noch immer ihre Haare vorwiegend lang tragen und auch Männer dies lange taten – und sie Vertreter einer metaphysisch höchst reichhaltigen Kultur sind – inklusive einer Heerschar von langhaarigen Göttern und Göttinnen…
Dieses Thema wird übrigens auch im US-Film Avatar (2009) aufgegriffen, wo die langen Haare auch ein Sinnesorgan nicht nur in der Wahrnehmung, sondern auch im Ausdruck sind.
Die Haare der Erde
Einer lieben anderen medialen Freundin teilten sich die Erdkristalle mal mit der Bemerkung mit, sie seien die „Haare“ der Erde. Und Kristalle sind bekanntermaßen ein Speichermedium.
Tatsächlich kann eine Haaranalyse schon auf wissenschaftlicher Ebene physischen Aufschluss geben: über die DNS (und also biologische Herkunft) geben, sowie auch über den Gesundheitszustand der betreffenden Person zum Zeitpunkt des Haarverlusts. Aber auch metaphysisch ist die Macht der Haare, gar der einzelnen Haare enorm, wenn man sie anzuzapfen weiß. Haare spielen bei Voodoo-Ritualen eine Rolle und einem psychokinetisch fähigen Menschen können sie eine Menge über den Besitzer verraten.
Außerdem speichern sie natürlich auch unsere Geschichte und gerade wenn diese jüngst von unangenehmen Ereignissen erschüttert wurde, haben wir oft das Bedürfnis, uns die Haare schneiden zu lassen…Auf dass „das Alte“ gehen darf. Aber Vorsicht, wie viel abgeschnitten werden soll: viele Frauen empfinden regelrecht körperliche Schmerzen, wenn es dann zu kurz wird und nicht nur, weil die eigene Schönheit verringert scheint.
Meine Frisörin, die sich selbst auch als eine Art ‚Haar-Schamanin‘ empfindet meinte auch mal zu mir, dass unsere Haare den Kontakt zur Erde stärken. Sie habe beobachtet, dass Frauen, die sich entscheiden ihre Haare länger wachsen zu lassen zunächst mal ein bißchen zunehmen – als ob sie an ‚Schwerkraft‘ und ‚Materie‘ dazu gewännen. Es sind natürlich nicht die Haare, die den Gewichtszuwachs ausmachen, sondern nur auslösen: der gesamte Körper nimmt an Gewicht zu.
Aber, wie immer, muss das nicht unbedingt so sein. Es gibt schließlich auch immer wieder Ausnahmen, von Menschen die mit wenig oder gar keinem Haupthaar eine grandiose Erdanbindung haben und/oder metaphysisch bestens vernetzt sind, wie so mancher kahlköpfiger Guru beweist. Genauso wie auch längst nicht jeder Langhaarträger automatisch sensibler und für metaphysisches empfänglicher ist. Die Haare allein sind’s sicher nicht…
Der Trend hält weiter an
Obwohl ich ein großer Fan der alten Friseurweisheit bin: „Bei kurzem Haar geht’s ums Gesicht, bei langem Haar um die Haare“ war ich meiner etwa 15 Jahre währenden Pagenkopffrisur vor drei Jahren schließlich überdrüssig. Ich ließ meine Haare wachsen und nehme den deutlich höheren Pflegeaufwand in Kauf. Ob das länge Haar allerdings meine medialen Fähigkeiten verändert hat, kann ich nicht sagen.
Trotzdem glaube ich, dass es bei diesem Trend um mehr geht, als nur um eine modische Entscheidung. Mein Gefühl ist, dass es eine Begleiterscheinung eines allgemeinen Trends ist. Weg vom Künstlichen zum Natürlichen. Wie wir das ja auch seit einer Weile in der Ernährung und der Popularität von Biosupermärkten erleben.
Und wenn es die Sehnsucht nach dem Natürlichen ist, der Natur und der natürlichen Ordnung der Dinge, gehört dazu vielleicht auch, dass wir (wieder) gesunde Männer und Frauen sein können und wollen, die sich auch als solche auf Augenhöhe begegnen können. Ob nun er nun einen Rock trägt und einen langen Zopf und sie einen Kurzhaarschnitt und einen Anzug…oder umgekehrt oder in sonst irgendeiner Kombination. In jedem Falle, frei zu sein, wer man gerade ist, unabhängig von Konventionen! Das ist sicher eine lohnende Perspektive! Und ich glaube, dieser Trend hält langfristig und weltweit an, egal wie viel Widerstand ihm auch kurzzeitig gerade irgendwo begegnen mag.