Diese kleine praktische Übung zur Entscheidungshilfe leitet sich aus dem Instrument der systemischen Aufstellung ab. Sie funktioniert auch für alle, die davon absolut keine Ahnung haben oder diese völlig ablehnen. Warum die Übung für die meisten Menschen funktioniert, ist nicht ohne weiteres erklärbar. Die kurze Antwort ist: Unser Körper ist schlauer als wir.
Aber das spielt für ihren wirksamen Nutzen keine Rolle. Bei manchen funktioniert es außerdem besser in Gegenwart anderer, statt allein. Einfach mal ausprobieren! Wenn es klappt, dann hat man damit künftig einen praktischen Verstärker für die eigene Intuition zur Hand. Dies stärkt die eigene Entscheidungsfähigkeit und schafft mehr Vertrauen ins eigene Wesen.
Festlegen, wozwischen entschieden werden soll
Am besten lässt sich die Übung am Beispiel vermitteln: Sagen wir, es muss entschieden werden, ob der Urlaub nach Spanien oder Marokko gehen soll. Oder ob ein Wohnungskauf oder eine Mietwohnung die jeweils bessere Entscheidung ist; ob man nun die problematische Tante zur Konfirmation einlädt oder nicht, weil sie sich doch allen die Stimmung verderben könnte…
Einzelne Papiere mit den jeweiligen Möglichkeiten beschriften und verdeckt auf den Boden legen
Beim ersten Beispiel nimmt man dann zwei Stück Papier- leeres Din 4 Papier eignet sich am besten. Dann schreibt man groß auf zwei einzelne Blätter „Spanien“ und „Marokko“ und legt diese verdeckt auf den Boden. Am besten tauscht man sie dann so lange aus, oder bittet jemanden, das für einen zu tun, dass man nicht mehr weiß, welches Blatt für welches Land liegt.
Draufstellen und Reinspüren
Dann stellt man sich auf die Blätter – vielen hilft es, die Schuhe auszuziehen – und spürt sich rein… Die erste Fragestellung dabei ist: „Ist ein Unterschied wahrnehmbar?“ Und wenn ja, ist die nächste Frage: „Auf welchem Zettel bin ich entspannter, fühle ich mich wohler?“ Und dann so lange hin und her zu gehen, bis das Gefühl klar ist. Dann kann man die Blätter herumdrehen und stellt dabei fest, auf welchem Land man sich wohler fühlte…
Wenn mehrere miteinander reisen, können auch sie auf die Zettel gehen. Wenn sich die Beteiligten dabei unterschiedlich wohlfühlen, sollte man die ganze Reiseplanung nochmal überdenken. Vielleicht kann man ja nach Marokko via Spanien reisen? Oder es gibt ein Drittland, das noch besser passt. Das wird dann dazu gelegt…
Beim zweiten Beispiel wird es genauso gehandhabt: wieder beides „Wohnungskauf“ und „Mietwohnung“ auf Zettel schreiben und diese verdeckt auf die Erde legen. Und sich dann fragen, auf welchem Zettel man sich wohler, freier, entspannter und kraftvoller fühlt. Und beim dritten Beispiel steht auf den Blättern „Die Tante kommt zur Konfirmation.“ Und „Die Tante kommt nicht zur Konfirmation.“ und dann können alle Entscheidungsträger in der Sache der Reihe nach auf die Zettel gehen und schauen, wo sie sich besser fühlen…
Hineinspüren mit der Frage: „Gibt es Kraft oder nimmt es Kraft?“
Auf dem Papier steht also quasi immer der Ausgang der Situation und so kann man die neue potenzielle Wirklichkeit schon mal gefühlsmäßig antesten… Dabei ist der gesamte Körper das Wahrnehmungsinstrument: ist man entspannt und gelassen, oder angespannt und womöglich ärgerlich oder ängstlich? Das sind klare und hilfreiche Signale. Das ist oft anders, wenn wir eine wichtige Entscheidung rein über Nachdenken oder diffuse Gefühle fällen zu wollen. Denn da spielen auch viele unbewusste Dynamiken eine Rolle: z.B. es anderen recht machen zu wollen, Angst, es womöglich falsch zu machen und ‚vernünftig‘ sein zu wollen. Aber wenn man physisch fühlen kann, was für einen selbst stimmiger ist, kann man die Entscheidung bewusst, authentisch und mit einem guten Gewissen fällen!
Diese Übung darf gerne mit anderen geteilt werden, und funktioniert übrigens oft besonders gut bei Kindern! Mögen alle unsere Entscheidungen immer bewusster gefällt werden!